Unter welchen Umständen ist das Bild einwandfrei?

Um zu verstehen, was denn nun so alles schiefgehen kann, wenn man versucht Aufzeichnung der beschriebenen Art auf ein Medium - VCD, SVCD oder DVD - zu brennen, fange ich mit dem dümmsten Vorgehen an - zumindest für diesen Fall, in anderen Situationen kann sich der erste zusätzliche Schritt durchaus als nützlich erweisen. Dabei wird das MPEG2 DVB-S Rohmaterial mit VirtualDub eingelesen und bearbeitet - etwa geschnitten oder anderweitig nachbearbeitet. Kommt man nun in die Versuchung, das Ergebnis komprimiert zwischen zu speichern - komprimiert, weil man nicht genug Plattenplatz hat und zwischen zu speichern weil das gewissen Abläufe vereinfacht -, so kann das Ergebnis etwa so aussehen (hier mit MPEG-4 V2 und einer maximalen Bitrate von 6000 kbps, ich gehe aber davon aus, daß andere Encoder ein ähnliches Ergebnis liefern):

Zuerst einmal scheint das mit dem Original übereinzustimmen, die Aufteilung in Halbbilder zeigt allerdings eine katastrophale Schwäche:

Hier sind offenbar durch die Komprimierung die Halbbilder ineinander gerutscht. Ich gehe mal davon aus, daß dieser Encoder (vermutlich andere auch) anders als etwa einige VirtualDub Filter oder auch TMPGEnc nicht weiß, daß hier tatsächlich zwei in diesem Fall sogar völlig unterschiedliche Bilder vorliegen. Je nach tatsächlicher Differenz der Halbbilder kann es dabei erneut zu häßlichen Effekten kommen - tatsächlich sieht man ähnliches zum Teil auch im Originalmaterial.

So gut auch VirtualDub mit Halbbildern an sich umgehen kann, die erneute Komprimierung scheint sich zu verbieten. Ein Schnittwerkzeug, das an beliebigen Frames schneiden kann und die fehlende Struktur (GOP) neu berechnet, steht grundsätzlich vor dem selben Dilemma. Aber selbst wenn die innere Struktur der Frames nicht respektiert würde, wird der Effekt kaum sichtbar sein: er tritt höchstens (nicht immer) an den Schnittstellen auf und dort höchstens an wenigen Frames - jeweils deutlich unter einer Sekunde Bildmaterial. Hat man kein Schnittprogramm, das auf Frames genau schneiden kann, muß man sich wohl einen Weg suchen, zwischenzeitlich auf die Komprimierung zu verzichten - durch genügend Plattenplatz oder Technologien wie dem VirtualDub Frameserver - oder sich vielleicht einfachere, cleverere Vorgehensweisen ausdenken (das führt hier zu weit, außerdem bin ich dazu nicht genug im Thema).

Wenn man nun annimmt, daß keine weitere Nachbearbeitung notwendig ist - und Schnitte immer auf GOP Grenzen liegen -, dann ist die verlustfreie Übertragung auf DVD kein Problem - zumindest, wenn man das Ergebnis am fernseher betrachtet. Aber auch die Umwandlung auf SVCD mit TMPGEnc liefert den gewünschten Effekt, da TMPGEnc die Halbbildstruktur bei der Anpassung der Bildgröße berücksichtigt. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Schaut man sich die Halbbilder an, so erkennt man, daß die Ausgabe über den Fernseher wohl in Ordnung ist:

Bei genauem Hinsehen läßt sich lediglich eine schwache Überlagerung erkennen, aber der wesentliche Bildinhalt ist in Ordnung - interessanter Weise kann man diesen Effekt auch bei einigen der DVB-S Austrahlungen erkennen: hier wurde offenbar auch die Größe der Frames manipuliert.

Mit der Konvertierung nach VCD kann das natürlich ohne weiteren Maßnahmen nicht klappen, da keine Halbbildstruktur vorliegt. Wie zu erwarten sieht das entsprechende Frame so aus:

Der inoffizielle Rat des ZDF Mitarbeiter war es, bei der Umwandlung einfach nur ein Halbbild zu verwenden - Deinterlace Even Field oder Odd Field, welches ist egal, da das im Verlauf der Aufzeichnung eh wechselt. Für VCD funktioniert das - vermutlich sogar auch bei genauester Betrachtung - ziemlich gut. Bei SVCD und DVD - ok, bei letzterem wäre das nicht notwendig - halte ich den Vorschlag aber für bedenklich, da de facto die Hälfte der vertikalen Auflösung verloren geht und Nachberechnet werden muß. Dafür braucht man dann keine hochauflösende DVB-S Aufzeichnung. Als Notlösung ist das aber allemal in Ordnung - vor allem kann man dann die Aufzeichnung auch auf dem PC ohne Schliereneffekte betrachten.